Welche Bedeutung haben die Rauhnächte für die weibliche Spiritualität?
Gibt es zwischen den Rauhnächten und der weiblichen Spiritualität eine Verbindung? Und wenn ja, welche? Dieser Frage bin ich hier auf der Spur. Die Antworten sind durchaus von meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Zauber der Rauhnächte geprägt – du erfährst also über Traditionen und aus erster Hand.
Die Rauhnächte, die magischen Nächte zwischen 24. Dezember und 06. Jänner – sind tatsächlich Tage, in denen sich die Tore zu deiner ureigenen, weiblichen Spiritualität öffnen können – wenn du dich darauf einlässt. Diese Nächte sind weit mehr, als ein stimmungsvoller Anlass für Kerzen und Räucherwerk.
In diesen Tagen und Nächten ist vieles möglich! Es kann sein, dass sich in dir Nebel lichten und du plötzlich Antworten bekommst, die dich schon lange beschäftigen. Oder du fühlst, wie aus dem Nichts, tiefe Wahrheiten in dir aufsteigen. Wundere dich nicht, wenn du in dieser Zeit meinst, Bäume sprechen zu hören oder dich enger mit der feinstofflichen Welt verbunden fühlst.
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie so etwas möglich sein kann.
Auf den ersten Blick scheint es ganz einfach: Erst einmal nur still werden und ins Innere lauschen. Auf den zweiten Blick ist genau das jedoch – in dieser lauten, schnellen Welt – eine Herausforderung.
Doch ich kann es dir aus langjähriger Erfahrung nur ans Herz legen: Es lohnt sich, diese Tage für eine bewusste Auszeit zu nutzen! Gehe täglich in die Natur und schau bei einer besinnlichen Tasse Tee ins Narrenkastel. In den Rauhnächten ist es gut möglich, besondere Einsichten über dein Leben zu gewinnen.
Ein erster Überblick über die Rauhnächte:
Als Rauhnächte werden die Tage vom 21. Dezember bis zum 06. Jänner bezeichnet. Sie bieten sich an, um sich auf die innere Forschungsreise in die Mysterien des Lebens zu begeben.
Die Rauhnächte werden auch die Zeit zwischen der Zeit genannt. Diese Bezeichnung rührt von der Differenz aus den Tagen des Mondjahres (354 Tagen bei 12 Mondmonaten) und des Sonnenjahrs (365 Tage). Dieser Zeit wird nachgesagt, dass die Schleier zur Anderswelt besonders dünn sind.
Die Rauhnächte laden uns ein, unsere Aufmerksamkeit anders zu verteilen und uns für die Mysterien von Erde und Kosmos zu öffnen. Sie rufen uns zu: „Lass des Außen, Außen sein! Lausche deinen inneren Stimmen.“
Diese Tage erinnern uns ans Innehalten und Pause machen! Phasen der Entschleunigung haben wir ohnehin nötig, wie den berühmten Bissen Brot. Erst durch achtsames ins innen Lauschen erkennen wir die Weisheit unserer ursprünglichen Natur. Dazu müssen wir das Gebrüll im Außen leiser zu drehen.
Worin liegt die Bedeutung der Rauhnächte für die weibliche Spiritualität?
Frauen fühlen instinktiv: Sich auf diese magische Zeit einzulassen, nährt sie wie der zarte Duft von Rosen. Nein, es ist nichts, was sich mit dem rationalen Verstand erklären ließe, und das muss es auch nicht. Es geht um eine andere Ebene des Erlebens, um ein tiefes Fühlen und sensitives Wahrnehmen.
Viele Frauen eint die Sehnsucht nach einem Gefühl von Verbundenheit – mit sich und mit dem großen Ganzen. Darin verbirgt sich auch das Bedürfnis nach einer weiblich-spirituellen Identität.
Das ist nur wenig verwunderlich, wo doch die Kirche seit rund 2000 Jahren die Deutungshoheit in spirituellen Belangen für sich beansprucht. Das hat uns Frauen auch spirituell entwurzelt.
Mit Andersdenkenden wurde nicht gerade zimperlich umgegangen. Die Traditionen aus vorchristlichen Zeit wurden systematisch bekämpft. Frauen wurden aus allen Belangen der Gesellschaft verdrängt und damit auch ihre Weisheit, Fähigkeit und Perspektiven.
Der Ursprung der Rauhnächte liegt weit vor der Christianisierung, in einer Zeit, als Spiritualität in direkter Verbindung mit der Natur und ihren Zyklen sowie dem weiblichen, lebensspendenden Prinzip stand – also insgesamt weiblich geprägt war.
Unsere ureigenste Spiritualität wiederzuentdecken, ist Balsam für unserer verletzten weiblichen Wurzeln.
Weibliche Spiritualität bedeutet, Mutter Natur mit ihren Rhythmen sowie unsere Körperlichkeit zu ehren.
Immer mehr davon wird wieder lebendig, denn viele Frauen spüren ein Bedürfnis nach gelebter weiblicher spiritueller Praxis. Daher orientieren wir uns neu – auf alten Pfaden, und dafür sind die Rauhnächte eine wunderbare Zeit.
Die Zeitqualität der Rauhnächte öffnet dafür, das Wunder des Lebens aus einer erweiterten Perspektive wahrzunehmen und in die weibliche Mystik einzutauchen.
Mit dem Rückzug in den Rauhnächte nähren wir unser Yin!
Rückzug, Rasten und Innehalten sind Energiequalitäten, die insgesamt den Winter definieren, nicht nur die Rauhnächte. Im Jahreskreis entspricht der Winter – gemäß der chinesischen Elementenlehre – dem maximalen Yin, also dem weiblichen Prinzip, das u.a. für den Pol der Dunkelheit, des Rückzugs und der Ruhe steht.
Das Leben besteht einfach nicht nur aus schneller, höher, weiter und unser menschlicher Verstand wird nie alles ergründen können. Wunder müssen Wunder bleiben dürfen.
Meine ersten persönlichen Erfahrungen mit den Rauhnächten: Frau Holle
Es war keine meiner Großmütter, die mich in die Welt der Rauhnächte einführte, sondern ein Onlinekurs vom Zentrum für Weiblichkeit. Er zog sie mich sofort in seinen Bann. Den Kurs buchte ich – es muss 2014 gewesen sein – einfach aus dem Bauch heraus, ohne viel darüber zu wissen.
Im Zentrum des Kurses standen die Göttin Holle, die im Winter auch als die Percht in Erscheinung tritt. Mir tat sich eine neue Welt auf! Mein Verstand war überfordert, aber dafür öffnete sich mir etwas ganz Neues. Ich begann, die Energiequalität der Göttin zu spüren.
Das geht freilich nur, mit der Bereitschaft, sich auf diese archetypisch weiblichen Kräfte einzulassen. Damals fühlte ich förmlich, wie die Kräfte in meinen weiblichen Wurzeln aufstiegen und neue Tore öffneten.
Mich auf die weibliche Mystik einzulassen, war essenziell für die Forschungsreise in meine Weiblichkeit. Diese weibliche spirituelle Praxis gab mir das Gefühl, lebendig mit dem Leben verbunden zu sein.
Gleichzeitig war es die Bestätigung für etwas, wonach ich mich schon als Kind sehnte, wofür ich aber damals noch keine Worte fand.
Meine persönliche Rauhnachts-Praxis: Frei von Konventionen.
Mein Lebensmittelpunkt ist zwar der Stadtrand von Wien, aber die Rauhnächte verbringe ich seit vielen Jahren in der Abgeschiedenheit der Berge. Hier ist es tatsächlich so, als ob die Zeit still steht und wenn die Winterstürme ums Haus fegen, könnte ich mir einbilden, dass Frau Percht zu mir spricht.
Auch wenn ich nach wie vor auf Spurensuche nach alten Rauhnachts-Bräuchen bin, lasse ich mich in den Rauhnächten selbst nur von meiner Intuition leiten. Es gibt nur zwei fixe Bestandteile: den kleinen Rauhnachts-Altar und meinen Rauhnachtskalender.
Den Altar gestalte ich auf einem schönen Tablett, um ihn in unterschiedliche Räume mitnehmen zu können. Darauf befinden sich meine Raucherschale, ein Stövchen sowie das, was ich auf meinen Streifzügen durch den Winterwald finde – Federn, Steine, Flechten, Jägerbrot (Distelblüten), Zapfen und Wurzeln.
Den Rauhnachts-Kalender den ich verwende, habe ich hier detailliert beschrieben – du kannst ihn für ein paar Euro erwerben.
Für viele Menschen eröffnet die Wintersonnenwende das Zeitfenster der Rauhnächte. Auch ich praktiziere es auf diese Weise. Obwohl ich an diesem Tag kein Fest feiere, begrüße ich ganz bewusst das Licht im Außen und in mir. In meinem Rauhnachtskalender mit 13 weiblichen Archetypen findest du dazu eine Anleitung, wie du das für dich gestalten kannst.
Der Jahreskreis, die Rauhnächte, die Wintersonnenwende und das Weihnachtsfest
Das heutige Weihnachtsfest liegt nicht ohne Grund auf dem 24. Dezember: Unmittelbar davor, am 21. Dezember, erleben wir den kürzesten Tag und die längste Nacht – die dunkle Jahreshälfte erreicht ihren Höhepunkt.
Die Wintersonnenwende markiert das Ende dieser Dunkelzeit. Sie wird daher auch als der „Tag des wiederkehrenden Lichts“ bezeichnet.
In früheren Zeiten, als die Menschen noch eng mit dem zyklischen Wechsel der Jahreszeiten sowie dem Stand von Sonne und Mond verbunden waren, war die Wintersonnenwende ein bedeutender Orientierungspunkt im Jahreskreis.
Obwohl das genaue Geburtsdatum Jesu ist nicht bekannt, wird seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. der 25. Dezember als sein Geburtstag gefeiert (Quelle: Forschungsblog Uni Erfurt). Im Laufe der Zeit wurde das Fest der Wintersonnenwende zum Fest von Jesu Geburt umgedeutet.
Die Kirchenführer überzeugten die Menschen geschickt von ihrer Weltsicht. Sie nahmen die Daten der ursprünglichen Festtage auf und änderten deren Bedeutung. Die Menschen konnten ihre Feste weiterhin feiern – jedoch mit einem veränderten Sinngehalt. So wurde das alte Wissen Schritt für Schritt überschrieben.
In früherer Zeit erlebten Menschen den zyklischen Wandel unmittelbar und zogen daraus ihre Schlüsse. Ihre Feste hatten daher einen direkten Bezug zu diesen natürlichen Rhythmen.
In einer Zeit ohne Strom, fließendes Wasser und moderne Heizung war der Winter für die Menschen ein ständiger Kampf gegen die Dunkelheit und Kälte.
Der 21. Dezember war für sie mehr als nur ein Zeitpunkt – er war der Moment, in dem das Licht und die Wärme langsam, aber sicher zurückkehrten, und die dunkelste Phase des Winters hinter sich gelassen wurde.
Ab der Wintersonnenwende ging die Reise unwiderruflich in Richtung Frühling. Auch wenn noch viele kalte Tage folgen mochten, war die dunkelste Nacht überwunden.
Altes Brauchtum der Rauchnächte: Räuchern und mehr
Auch heute finden wir im Brauchtum der Rauhnächte Relikte aus längst vergangener Zeit. Besonders in den Alpenregionen ist vieles noch lebendig – wie beispielsweise Perchtläufe, die auf die Göttin Perchta zurückgehen.
Das Räuchern in den Rauhnächten
Diese Tradition ist auch heute noch in vielen Regionen lebendig. Weihrauch, eines der bekanntesten Räucherharze, wurde früher nachgesagt, er könne böse Geister vertreiben.
Betrachtet man böse Geister als Symbol für Krankheiten, macht diese Bedeutung besonders viel Sinn – denn Weihrauch hat tatsächlich desinfizierende, heilende und entzündungshemmende Eigenschaften, die uns sowohl auf körperlicher als auch auf energetischer Ebene unterstützen.
Die Rauhnächte: Ein bewusster Übergang
Übergangsphasen wurden von Menschen seit jeher bewusst gestaltet. Die Rauhnächte begleiten uns, wenn man so will, vom alten Jahr ins Neue. Auch in der heutigen Zeit gibt es wieder ein stärkeres Bewusstsein dafür, Übergänge achtsam zu vollziehen: Es geht darum, sich von Altem zu verabschieden, um dem Neuen Raum zu geben.
Du kannst es dir so vorstellen: In einen überfüllten Kasten, passt nichts Neues hinein. So ist es auch mit unserem Leben. Wenn wir nicht bereit sind, Altes loszulassen, blockieren wir den Raum für neue Erfahrungen, Ideen und Möglichkeiten.
Oft hält uns die Angst vor Veränderung oder das Festhalten an Gewohnheiten davon ab, Platz für das Neue zu schaffen. Doch nur wenn wir uns bewusst von Dingen, Gedanken und Mustern trennen, die uns nicht mehr dienen, eröffnen sich neue Perspektiven und Chancen.
Übergänge sind wie Tore, die uns in eine neue Phase unseres Lebens führen. Sie erfordern Mut und Vertrauen – Vertrauen, dass das Neue genau das ist, was wir jetzt brauchen.
Sich bereits im Vorfeld auf die Rauhnächte einstimmen:
Braucht es überhaupt eine Einstimmung auf die Rauhnächte? Ich sage ja. Aber keine Sorge, es ist keineswegs ein weiterer Punkt auf deiner To-do-Liste. Es bedarf lediglich einer kleinen, feinen Veränderung deiner Ausrichtung.
Erlaube dir, vom Sog der vorweihnachtlichen Hektik etwas Abstand zu nehmen. Ich weiß schon: Weihnachtsfeier hier, Weihnachtsfeier da. Geschenke hin, Geschenke her. Überall Glitzer und Blink-Blink. Aber wir müssen nicht bei allem mitmachen. Picke dir die Rosinen aus dem Kuchen und lasse alles weg, was dich anstrengt und keine Freude bereitet.
Stimme dich selbst und dein Umfeld bereits im Vorfeld auf die Rauhnächte ein.
Selbst wenn du in den Rauhnächten arbeiten musst oder in familiäre Verpflichtungen eingebunden bist: Mit ein wenig Planung bin ich sicher, dass du dir zumindest kleine Freiräume schaffen kannst.
Überlege dir, welche Zeitfenster sich am besten eignen, um für dich alleine zu sein. Trage sie als Termine mit dir selbst in deinen Kalender ein. Packe keine wichtigen Aufgaben und Termine in diese Zeit.
Finde dir einen Wohlfühlort zu Hause, an dem du immer wieder ungestört sein kannst. Richte dir einen Rauhnachtsaltar als Anker ein (auch dazu findest du im Rauhnachtskalender mit den 13 weiblichen Archetypen Inspiration).
Nutze die Rauhnächte für die Rückverbindung mit deiner weiblichen Kraft.
Die Rauhnächte sind nicht nur eine Phase des Übergangs, sondern auch eine Brücke, um in Kontakt mit der kollektiven weiblichen Kraft bringt. Gerade für uns Frauen ist dies eine wertvolle Zeit, uns wieder an unsere urweibliche Kraft zu erinnern.
Viele Prophezeiungen alter Kulturen sprechen davon, dass wir uns im Übergang zu einem neuen Zeitalter befinden. Wohin diese Reise geht, liegt aber mehr denn je in unseren Händen. Jeder Einzelne ist aufgerufen, die neue Zeit aus dem Herzen heraus mitzugestalten. Umso wichtiger ist es für uns Frauen, dass wir uns mit unserer urweiblichen Kraft rückverbinden
Die Rauhnächte zusammengefasst:
- In den Rauhnächten, in der Zeit zwischen der Zeit sagt man, dass die Zeit still steht. Je nach Interpretation sind es die Nächte zwischen 21. Dezember und 06. Jänner.
- In dieser Zeit lüften sich die Schleier zur Anderswelt, zu der Welt der Ahninnen, der Naturwesen und dem kollektiven und individuellen Unterbewusstsein.
- Schon die Kelten haben die Zeitspanne der Rauhnächte spirituell und energetisch dazu genutzt, eine Brücke zwischen neuem und altem Jahr zu bauen.
- Diese Tage laden uns in die Stille und Ruhe ein. “Lass die Arbeit ruhen!”, rufen sie uns zu. Einst hieß es, dass in den Rauhnächte die Wäsche nicht gewaschen und aufgehängt werden sollte. Der Mythos besagt, dass sich böse Geister darin verfangen würden.
Ein interessanter Beitrag, Martina!
So viel spannendes zusammengetragen. Bisher konnte ich mich nicht so für die Rauhnächte begeistern – aber ein Satz hat mich stutzig gemacht: das in der Zeit vom 21.12. – 06.01. die Zeit still steht. Das ist genau, was ich seit Jahrzehnten so spüre. Ich habe es für mich immer die „leere Zeit dazwischen“ genannt. Zwischen Weihnachten und Neujahr. Es steht tatsächlich alles still und ich wartete immer auf den Neubeginn des neuen Jahres. Ich werde diesen Zeitraum dieses Jahr mal genauer anschauen und erspüren – vielleicht ergeben sich daraus meine ganz individuellen, eigenen Rauhnächte. Herzlichen Dank für die Anregung!
Liebe Grüße, Anette
Liebe Anette, danke für deinen ausführlichen Kommentar. Es ist wirklich bemerkenswert, was du schreibst.
Es ist so wunderbar, dass immer mehr Menschen immer g’spüriger werden und auch darüber sprechen!
Herzlichst
Martina
Liebe Martina,
Dieser Blog-Beitrag macht richtig Lust, die Rauhnächte mit voller Energie und Hingabe zu feiern! Die Vorstellung, Altes loszulassen und mit neuem Schwung durchzustarten, ist einfach begeisternd. Diese magische Zeit wird hier so lebendig beschrieben, dass man sie nicht verpassen möchte. Besonders die Verbindung zur weiblichen Spiritualität entfacht eine tiefe Kraft – ein Aufruf, das eigene Potenzial zu entdecken und das Leben bewusst zu gestalten. Vielen Dank für diese inspirierenden Einblicke! ✨
Liebe Grüße Kerstin – Expertin für Deine Gesundheit
Liebe Kerstin, ich danke dir für deine begeisterte Rückmeldung!
Es freut mich riesig, dass ich dir Appetit aufs Eintauchen in die Rauhnächte gemacht habe.
Ganz herzliche Grüße
Martina