Die Bedeutung der Rauhnächte für die weibliche Spiritualität

Gibt es eine Verbindung zwischen den Rauhnächten und der weiblichen Spiritualität?  Dieser Frage bin ich hier auf Spur. Später im Artikel erzähle ich dir noch von meinen persönlichen Erfahrungen, wie ich in die Magie der Rauhnächten eingetaucht bin.

Die Rauhnächte sind tatsächlich Tage, – wenn du dich darauf einlässt – die Tore zu deiner ureigenen, weiblichen Spiritualität öffnen können. Diese Nächte sind mehr als ein Anlass für Kerzen, Orakelkarten und Räucherwerk. Denn es kann sein, dass sich in dir Nebel lichten und du plötzlich Antworten auf Fragen bekommst, die dich schon lange beschäftigen. Es kann auch sein, dass du in Kontakt mit der Anderswelt kommst und dich wie aus dem Nichts Informationen aus der feinstofflichen Welt erreichen.

Als Rauhnächte werden die Tage vom 21. Dezember bis zum 06. Jänner beschrieben. Sie bieten sich an, um sich auf die innere Forschungsreise in die Mysterien des Lebens zu begeben. Fragst du dich jetzt, wie das eigentlich gehen soll? Auf ersten Blick ist es ganz einfach: Erst mal nur durchs Still werden und ins Innere lauschen. Auf zweiten Blick ist das in unserer lauten, schnelllebigen Welt für viele eine Herausforderung.

Aus langjährigen Erfahrung kann ich dir sagen: Es sich lohnt, diese Tage für sich zu nutzen. Erlauben wir es uns, in diesen Tagen (kleine) Auszeiten vom Alltag zu nehmen, können wir in diesen Tagen uns besondere Einsichten – über uns und den eigenen Lebensweg bekommen. 

Heute, in der Zeit des Wandels, suchen immer mehr Menschen nach dem wahren Sinn des Lebens. In vielen erwacht das Bedürfnis, wieder Zugang zu altem Wissen zu bekommen. Es wird immer deutlicher: Sich allein am Materiellen zu orientieren, ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

Viele Frauen eint die Suche nach dem Gefühl von Verbundenheit – mit sich und mit dem großen Ganzen. Es ist auch die Suche nach der weiblichen, spirituellen Identität.

Die Kirche beanspruchte rund 1800 Jahre die Deutungshoheit in spirituellen Belangen. Mit Andersdenkenden ging sie nicht gerade zimperlich. Das hat uns Frauen spirituell entwurzelt, denn die Weisheit der Weiblichkeit wurde geradezu systematisch bekämpft.

(Auch wenn sich die Historiker nicht einig sind, so wurde eine ungeheure Zahl an Menschen – zw. 40.000 und 100.000 – in ihrem Namen als Hexen verbrannt. Es wird angenommen, dass 80 % davon Frauen waren. Diese Gräueltaten sind bis heute nicht aufgearbeitet.)

Magie der Rauhnächte

Die Bedeutung der Rauhnächte für die weibliche Spiritualität.

Die Rauhnächte sind tief in der Tradition weiblicher Spiritualität verwurzelt. Sie stammen aus einer Zeit, weit vor der Christianisierung. Damals war die Spiritualität in der Natur und ihren Zyklen verwoben. 

Weibliche Spiritualität bedeutet, Mutter Natur mit ihren Rhythmen und die Körperlichkeit zu ehren. Auch wenn vieles davon unter die Bewusstseinsschwelle gesunken ist:  Die Spuren konnten nicht vollständig verwischte werden, denn sie sind bis heute in Kreistänzen, weiblichem Heil- und im Pflanzenwissen lebendig.

Immer mehr Frauen fühlen ein Bedürfnis nach gelebter weiblicher spiritueller Praxis. Nicht nur in unseren Breiten gibt es kaum weiblich-spirituelle Traditionen. Daher orientieren wir uns neu, auf alten Pfaden. Die Rauhnächte sind dafür eine wunderbare Zeit.

Es ist eine Zeitqualität, die uns dafür öffnet, das Wunder des Lebens aus einer erweiterten Perspektive wahrzunehmen und in die eigene, weibliche Mystik einzutauchen. Frauen fühlen instinktiv: Das Einlassen auf magische Zeit, ist nährend, wie der zarte Duft von Rosen.

Nein, es ist nichts, was sich mit dem rationalen Verstand erklären ließe, und das muss es auch nicht. Es geht um eine andere Ebene des Erlebens, um ein tiefes Fühlen und instinktives Wahrnehmen.

Für die verletzten weiblichen Wurzeln, ist es wie Balsam, die ureigenste Spiritualität wiederzuentdecken.

Rückzug, Rasten und Innehalten: Das entspricht ja insgesamt der Zeitqualität des Winters, nicht nur den Rauhnächten. Im Jahreskreis ist der Winter die Energiequalität, die dem maximalen Yin entspricht. In dieser Zeit ist die weibliche Energie im Jahreskreis am intensivsten (gemäß der chinesischen Elementenlehre).

Die Rauhnächte werden auch die Zeit zwischen der Zeit*) genannt.  Sie erinnern daran, innezuhalten und Pausen zu machen. Diese Phasen der Entschleunigung haben wir so nötig, wie den berühmten Bissen Brot.

Es wird ihnen nachgesagt, dass in dieser Zeit die Schleier zur Anderswelt besonders dünn sind. Die Nächte zwischen 24.12. und 06.01. laden uns ein, uns für die Mysterien von Erde und Kosmos zu öffnen.

Wir brauchen Ruhe und Stille, wenn wir unsere wahren Bedürfnisse wahrnehmen wollen, sonst drohen sie im Sumpf der äußeren Informationsflut zu versinken.

Die Weisheit unserer ursprünglichen Natur hören erst, wenn wir das Gebrüll im Außen die leiser drehen. Die Rauhnächte laden uns ein, unsere Aufmerksamkeit anders zu verteilen. Sie rufen uns zu: “Lass des Außen, Außen sein! Lausche deinen inneren Stimmen.” Denn: Die Stimme der Intuition ist leise, sie drängt nicht auf.

Bei aller Wertschätzung für die technologischen Errungenschaften unserer Zeit braucht es dringend die Rückkehr zur Wertschätzung von Mutter Erde und für das Weibliche. Wenn allerdings Achtung und Respekt fehlt, wird kein Verständnis erwachsen.

Wir dürfen akzeptieren, dass unser menschlicher Verstand nie alles ergründen wird. Die Natur ist und bleibt die größte Lehrmeisterin. Schließlich haben auch die Naturwissenschaften ihren Ursprung in der Faszination der Natur.

Wunder dürfen auch Wunder bleiben. 

*) Die Bezeichnung „Die Zeit zwischen der Zeit“ rührt von der Differenz der Tage des Mondjahres, mit seinen 354 Tagen (bei 12 Mondmonaten) und den 365 Tagen des Sonnenjahrs.

Meine ersten Erfahrungen mit den Rauhnächten: Frau Holle

Nein, es waren nicht meine Großmütter, die mich in diese Welt einführten. Es war ein Onlinekurs vom Zentrum für Weiblichkeit. Er zog sie mich sofort in seinen Bann. Den Kurs buchte ich – es muss 2014 gewesen sein – einfach aus dem Bauch heraus, ohne viel darüber zu wissen.

Im Zentrum des Kurses standen die Göttin Holle (im Winter tritt sie als die Percht in Erscheinung). Mir tat sich eine neue Welt auf, die mein Verstand zwar überfordert, aber dafür neue Kanäle öffnete. Ich begann die Energiequalität der Göttin zu fühlen – über das lineare Denken erschließen sie sich nicht.

Auf die archetypisch weibliche Kräfte muss man sich einlassen wollen. Ich fühlte, förmlich, wie die Kräfte durch meine weiblichen Wurzeln aufstiegen und neue Tore öffneten. Mich auf die weibliche Mystik einzulassen, war essenziell für die Forschungsreise in meine Weiblichkeit.

Die weiblich spirituelle Praxis gab mir das Gefühl, lebendig mit dem Leben verbunden zu sein. Es war die Bestätigung für etwas, wonach ich mich schon als Kind sehnte, wofür ich aber damals noch keine Worte fand.

Bedeutung der Rauhnächte I Altar

Meine persönliche Praxis in den Rauhnächten – abseits von Konventionen.

Als Stadtkind, mit einer ungestillten Sehnsucht nach dem Leben am Land, verbringe ich die Raunächte seit fast 20 Jahren in der Abgeschiedenheit der Berge. Hier ist es tatsächlich so, als ob die Zeit still steht. Wenn die Winterstürme ums Haus fegen, könnte ich mir einbilden, dass Frau Percht zu mir spricht.

Auch wenn ich nach wie vor der Spurensuche nach alten Rauhnachts-Bräuchen bin, lasse ich mich in den Rauhnächten nur noch von meiner Intuition leiten. Es gibt nur zwei fixen Bestandteile: Den kleinen Rauhnachts-Altar, mit Raucherschale und Stövchen und dem, was ich auf meinen Streifzügen durch den Winterwald finde – Federn, Steine, Flechten, Jägerbrot (Distelblüten), Zapfen und Wurzeln.

Und dann orientiere ich mich noch meinem Rauhnachts-Kalender mit den weiblichen Archetypen. Das aktiviert meine vielfältigen Facetten meines Frauseins für den neuen Zyklus. Einmal im Jahr verbinde ich mich bewusst mit 12 weiblichen Archetypinnen. Jede steht mit ihrer spezifischen Charakteristik, für einen Monat des Jahres.

Bedeutung der Rauhnächte I Altar
Bedeutung der Rauhnächte I Altar

Deine Vorbereitung auf die Rauhnächte: Die Hektik der Vorweihnachtszeit hinter dir lassen

Kennst du diesen Sog, den der Hektik in der Vorweihnachtszeit ausübt? Weihnachtsfeier hier, Weihnachtsfeier da. Geschenke hin, Geschenke her. Überall Glitzer und Blink Blink. Dazu Nein zu sagen, fällt vielen schwer.

(Wenn es dir so geht, lies meine Artikel, “Hab Mut zum Nein sagen: Nur nett sein, ist auch nicht (immer) die Lösung”)

Bereite dich und dein Umfeld vor! Egal ob du in den Rauhnächten – also in den 2 Wochen vom 21.12. bis 06.01.  -freihast, oder arbeiten musst, egal ob du in familiäre Verpflichtungen eingebunden bist oder, ob du dir deine Lebenszeit frei einteilen kannst: Stimme dich selbst und dein Umfeld bereits im Vorfeld auf die Rauhnächte ein.

Überlege dir, welche Zeitfensters sich am besten eignen, um alleine sein zu können. Trage sie als Termine mit dir selbst im Kalender ein. Packe dir keine wichtigen Aufgaben und Termine in diese Zeit. Richte dir Zuhause einen wohlfühligen Ort, an dem du ungestört sein kannst.

Nimm dir in den Rauchnächten ganz bewusst Zeit für Dinge, für die du sonst keine Ruhe findest. Die Rauhnächte sind auch die perfekte Zeit, um zu orakeln und die Kreativität fließen zu lassen. Spinne deine Schicksalsfäden, wie die Schicksalsfrauen, die Nornen, Moiren, Parzen und Zorya der mythologischen Schriften taten. 

Die Rauhnächte im Jahreskreis

Wahrscheinlich feierten Menschen immer schon Feste. Die Sicht auf ihr Leben war immer vom zyklischen Wechsel der Jahreszeiten, der Sonne und des Mondes geprägt.  Denn diese hatten konkrete Auswirkung in ihrer Lebensrealität. So standen auch ihre Feste in direktem Bezug dazu.

Die Menschen orientierten sich dem, was die Menschen in ihrer Umwelt wahrnehmen konnten – alles, was sich auf der Erde und im Kosmos beobachten konnten. Daraus zogen sie ihre Schlüsse.

Die Rauhnächte und die Wintersonnenwende

Das heutige Weihnachtsfest liegt nicht ohne Grund am 24. Dezember. Die Wintersonnenwende, am 21. Dezember, liegt unmittelbar davor. Sie wird auch der Tag des wiederkehrenden Lichts genannt.

Die Kirchenführer waren geschickt darin, die Menschen von ihrer Weltsicht zu überzeugen.

Sie übernahmen sie die Daten der alten heidnischen Festtage und veränderten deren Zuschreibung. Sie gaben ihnen aber eine andere Bedeutung.  So konnten die Menschen weiter ihre Feste feiern, unter veränderten Vorzeichen.

Durch diesen klugen Schachzug wurde das alte Wissen Schritt für Schritt überschrieben und das Jahreskreis-Fest der Wintersonnenwende, wurde zum Fest von Jesu Geburt. (Das genaue Geburtsdatum von Jesus ist nicht bekannt und wird aber ab dem 4. Jhd. n. Chr. mit dem 25. Dezember assoziiert, Quelle: Forschungsblog Uni Erfurt).

Die Wintersonnenwende am 21. Dezember wurde als der Tag des wiederkehrenden Lichts gefeiert. Die Wintersonnenwende markiert einen entscheidenden Wendepunkt: Ab diesem Tag geht die Reise unwiderruflich in Richtung Frühling. Erst ist es kaum spürbar, doch ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger – erst sehr langsam, aber bald deutlich spürbar.

Auch wenn in den kommenden Monaten noch große Kälte möglich ist: Die dunkelste Nacht war überwunden. Die Menschen fühlten, dass sich ab diesem Zeitpunkt das Jahresrad wieder hin zu Wärme, Licht und Nahrung drehte.

Wenn wir uns in die Zeit zurückversetzen, in der die Menschen ohne Strom, Leitungswasser und automatisierter Heizung auskommen mussten, wird auch für uns fühlbar, wieso dieser Tag für die Menschen der nördlichen Hemisphäre so bedeutsam war.

Altes Brauchtum der Rauchnächte: Räuchern und mehr

Auch heute finden wir im Brauchtum Relikte aus längst vergangener Zeit. In der Region des Alpenlandes ist manches noch lebendig, beispielsweise die Perchtläufe: Sie gehen auf die Sagengestalt der Göttin Perchta, die in Verbindung zu den Göttinnen Freya, Frigg und Holle steht, zurück. Vielerorts werden auch heute noch Häuser und Ställe mit Weihrauch geräuchert, auch wenn die ursprüngliche Bedeutung oft in den Hintergrund gerückt ist.

Das Räuchern in den Rauhnächten

Eins der bekanntesten Räucher-Harze ist der Weihrauch. Es wundert nicht, dass man sich erzählte, er würde böse Geiste vertreiben, denn er wirkt desinfizierende, schmerzlindernde und entzündungshemmend. Das Räuchern mit Weihrauch reinigt die Luft und fördert somit gute Gesundheit.

Für mehr Infos rund ums Räuchern: YoutTube-Kanal Zauberkäuter- Kräuterliebe und Naturkosmetik.

Die Rauhnächte: Einen Übergang zelebrieren

Übergangsphasen wurden von Menschen seit jeher mit Zeremonien, Festen und Ritualen begleitet. Die Rauhnächte begleiten uns, wenn man so will, vom alten Jahr ins Neue. 

Auch in der heutigen Zeit sind Übergangsrituale von Bedeutung. Ein Beispiel sind Hochzeiten. Ein ganzer Wirtschaftszweig ist rund um das Thema entstanden.

Rituale sind ein Teil des menschlichen kulturellen Ausdrucks. Sie sind auch eine Möglichkeit, sich mit mythologischem Wissen aus dem menschlichen, kollektiven Unterbewusstsein zu verbinden. Bezogen auf die Rauhnächte gibt es mittlerweile diverse Interpretationen und Inhalte. Jeder der/die darüber schreibt oder Kurse hält, verleiht ihnen eine persönliche Note und eigene Erfahrungen werden hineingewoben.

Die Menschheit und die Rauhnächte im Wandel:

Viele Prophezeiungen alter Kulturen sprechen davon, dass wir uns im Übertritt in ein neues Zeitalter befinden. Wohin die Reise geht, liegt mehr denn je in unseren Händen.

Jede/r Einzelne ist aufgerufen, die neue Zeit aus dem Herzen heraus mitzugestalten. Umso wichtiger ist es, besonders für uns Frauen, dass wir uns an unsere urweibliche Kraft zurückerinnern.

Nutze die Rauhnächte: Gehe in Kontakt mit der kollektiven weiblichen Kraft

Jetzt ist die Zeit gekommen, in der Informationen aus dem kollektiven Unterbewussten wieder ins Bewusstsein der Menschen drängen. Altes Wissen bahnt sich seinen Weg zurück in die Köpfe und Herzen der Menschen. Das Wissen der alten Schriften und auch das mündlich überlieferte kommt nun in neuen Worten zurück in die Welt.

Alle Kulturen tragen Wissen in sich, das für uns heute nicht mehr verständlich ist. Die wenigen Aufzeichnungen, die es noch gibt, wurden in einer Sprache geschrieben, die wir heute nicht mehr verstehen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Rauhnächte eine wunderbare Zeit sind, um Schätze aus dem eigenen und kollektiven Unterbewusstsein zu bergen.

Die Rauhnächte zusammengefasst:​

  • In den Rauhnächten, in der Zeit zwischen der Zeit sagt man, dass die Zeit still steht. Je nach Interpretation sind es die Nächte zwischen 21. Dezember und 06. Jänner.
  • In dieser Zeit lüften sich die Schleier zur Anderswelt, zu der Welt der Ahninnen, der Naturwesen und dem kollektiven und individuellen Unterbewusstsein.
  • Schon die Kelten haben die Zeitspanne der Rauhnächte spirituell und energetisch dazu genutzt, eine Brücke zwischen neuem und altem Jahr zu bauen.
  • Diese Tage laden uns in die Stille und Ruhe ein. “Lass die Arbeit ruhen!”, rufen sie uns zu. Einst hieß es, dass in den Rauhnächte die Wäsche nicht gewaschen und aufgehängt werden sollte. Der Mythos besagt, dass sich böse Geister darin verfangen würden.